Jüdischer Friedhof

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Beschreibung

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Bild: Modell Oberdollendorfer Synagoge (Virtuelles Brückenhofmuseum, Klaus Breuer, Bonn-Oberkassel)

Zeugnisse jüdischen Lebens gab es in Königswinter bereits im 13. Jahrhundert. Viel ist nicht über die lange Zeit recht überschaubare jüdische Gemeinde bekannt: Als religiöse Minderheit standen ihre Angehörigen in der Regel unter dem besonderen Schutz des Landesherrn. Zum Teil verdienten die Familien ihren Lebensunterhalt mit Geldhandel, als Kaufleute oder Metzger. Für das religiöse Leben nutzten sie ab Mitte des 18. Jahrhunderts zuerst private Synagogenräume in der Hauptstraße und Winkelgasse, bis sie 1872 in die neu errichtete Synagoge in der Heisterbacher Straße in Oberdollendorf umzogen. Vor Ort erinnert dort heute ein Gedenkstein an das im Zuge des Progroms der sog. „Reichskristallnacht“ im November 1938 zerstörte Gotteshaus.

Bild: Grabstein Amanda Süßkind (Virtuelles Brückenhofmuseum)

Zu den bekanntesten jüdischen Familien in Königswinter gehörte die Familie Cahn, deren Wohnen und Wirken hier bereits seit Anfang des 17. Jahrhunderts belegt ist. Der Grabstein von Amanda Süßkind, Tochter von David Cahn, ist im Gegensatz zu den Grabsteinen ihrer Eltern noch gut erhalten.

Bild: David Cahn (Virtuelles Brückenmuseum)

Im Jahr 1857 kaufte David Cahn von der als „Rheingräfin“ bekannten Archäologin und Millionenerbin Sibylle Mertens-Schaaffhausen „Gut Sülz“ – das ehemalige Weingut der Zisterzienserabtei mit den dazugehörigen Ländereien und Weingärten – und zog mit seiner Familie nach Oberdollendorf. Ihm zu Ehren erhielt die steil ansteigende Straßenverbindung am „Gut Sülz“ Richtung Heisterbacher Straße Anfang der 2000er Jahre den Namen „Cahn’s Berg“. Ein weiterer Nachfahre dieser Familie war Albert Cahn, der in der Königswinterer Hauptstraße ein Schuhgeschäft führte. Er war tief verwurzelt im sozialen Leben der Stadt und Mitglied in mehreren Vereinen. Dennoch wurde er Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung. Nur dank der Unterstützung seiner Tochter, die in England lebte und verheiratet war, gelang ihm noch rechtzeitig die Flucht. Dennoch war es ihm wichtig, seine letzte Ruhestätte auf diesem Friedhof zu finden - im heute jüngsten Grab aus dem Jahr 1957.

Bild: Grabstein Hermann Israel (Virtuelles Brückenmuseum)

Auf dem Grab des bekannten Oberkasseler Metzgers und Viehhändlers Hermann Israel lässt sich gut der typische Aufbau von Symbolik und Inschriften auf der „Mazewa“, dem jüdischen Grabstein, erkennen: Der Davidstern ist das religiöse Symbol für die Zugehörigkeit zum jüdischen Glauben. Die Einleitungsformel in hebräischer Sprache lautet in etwa „Hier ist verborgen“. Im Mittelteil wird der Name des Verstorbenen sowie sein Geburts- und Sterbedatum genannt. Ein üblicher Segenswunsch – wie hier das oft verwendete „Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens“ – bildet den Abschluss. Der Königswinterer Friedhof überstand Versuche der NS-Verwaltung, ihn von diesem Ort zu entfernen. Nur ein breiterer Geländestreifen wurde abgetrennt, um die hier verlaufende Clemens-August-Straße zu verbreitern.

Bild: Stolpersteine Moritz und Settchen Baehr Friedensstraße 5

Zur Erinnerung an das Leben und Sterben jüdischer Bürger in Königswinter verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig im Mai 2007 in Oberdollendorf erstmalig vier so genannte Stolpersteine an den ehemaligen Wohnorten von Karoline Levy, Frieda Marx sowie Moritz und Settchen Baehr.

Bild: Karoline und Bernhard Levy (Virtuelles Brückenhofmuseum, Klaus Breuer, Bonn-Oberkassel)

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, zitiert Gunter Demnig den Talmud. Mit den Steinen vor den Häusern der jüdischen Familien wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten: Wie Karoline Levy, geborene Glaser, die mit 80 Jahren und trotz schwerer Krankheit am 28. Juli 1942 aus ihrer Oberdollendorfer Wohnung in der Mühlenstraße 4 abgeholt und nach Theresienstadt deportiert wurde – wo sie am 11.8.1942 starb.

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Mehr über die Geschichte der Stadt Königswinter und das jüdische Leben in Königswinter: Virtuelles Brückenhofmuseum
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Ausgewählte Dokumente zur Geschichte der Königswinterer jüdischen Gemeinde und Berichte von Zeitzeugen zeigt das Siebengebirgsmuseum Königswinter in seiner Dauerausstellung.
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