Nachtigallental

Sprache wechseln zu: English

Beschreibung

arrowMehr Infos zur Geschichte

R(h)eingehört! Wie der Mensch die Natur seinem Ideal nach geformt und eingerichtet hat; und wie sich Sagen und romantisches Landschaftserleben untrennbar miteinander verbinden – das lässt sich hier im Rheintal in vielen, gezielt angelegten Parks ebenso wie in Dichtungen und künstlerischen Würdigungen erleben.

Bild: Emanuel Geibel, ca. 1860, fotografiert von Franz Hanfstaengl

Den Lübecker Übersetzer, Dramatiker und Dichter Emanuel Geibel hat man zu Lebzeiten als Dichterfürsten gefeiert. Heute kennt kaum noch jemand einen der erfolgreichsten Vertreter der Spätromantik. Seine patriotische Lyrik wird heute mit kritischer Distanz wahrgenommen – er schrieb die bekannten Zeilen „Am deutschen Wesen mag die Welt genesen“ –, doch besonders mit seinen ästhetisch wie emotional aufgeladenen Gedichten war er erfolgreich: In „Der Mond ist aufgestiegen“ gerät ihm der sich im Rhein spiegelnde Mond zum Sinnbild für die Sehnsucht nach der heilen Natur.

ROMANTISCHE LANDSCHAFTSGESTALTUNG

Bild: Rheinlandschaft mit Siebengebirge, Öl auf Leinwand, Barend Cornelius Koekkoek, 1853, B. C. Koekkoek-Haus, Kleve (Ausschnitt)

Die Anfänge der Romantik fallen mit dem Beginn der Industrialisierung zusammen. Als Gegenreaktion zu deren negativ empfundenen Begleiterscheinungen für den Menschen waren es anfangs vor allem Maler, Dichter und Musiker, die sich verstärkt der Natur und Vergangenheit zuwandten. Im Rheintal suchten sie nach einer wilden und ursprünglichen Landschaft. Dort erfreuten sie sich nicht nur an der Schönheit der Natur, sondern auch an „einfachen Menschen“, die ein „einfaches Leben“ lebten.

Bild: Das Drachenfelsplateau von Süden. Stahlstich, C. Schlickum / H. Emden, Bonn um 1840. Siebengebirgsmuseum

Viele deutsche Dichter und Künstler waren in den politisch unruhigen Zeiten zwischen Ende des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts auf der Suche nach einer nationalen Identität. In der Kulturlandschaft des Oberen Mittelrheintals wollten sie sich wieder auf ihre Wurzeln zurückbesinnen. Kein Wunder: Schließlich übte die Gegend mit ihren Burgen, Schlössern aber auch Schauplätzen heftiger Auseinandersetzungen und Kriege eine große Anziehungskraft auf die Reisenden aus.

Bild: „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“ Caspar David Friedrich, Staatliche Kunstsammlung Dresden

Die Künstler der Romantik stellten die Emotionen über die Gedanken und Realität. Das oben abgebildete Gemälde von Caspar David Friedrich hat zwar keinen Bezug zum Nachtigallental, ist aber sehr gut geeignet, die damalige Suche nach einer „romantischen“ Natur zum Ausdruck zu bringen. Nach Friedrich solle der Künstler „nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch was er in sich sieht“. So wie die Landschaftsmalerei die Natur idealisierte und optimierte Naturszenen und Ausblicke zeigt, so inszenierte die Gartenkunst in der Folge diese in der realen Landschaft: Ursprüngliche Natur und künstlerische Gestaltung sollten so verschmelzen, dass beide untrennbar miteinander verbunden sind. Das Nachtigallental ist noch heute mit seinen dramatischen Einschnitten, den verwunschenen Wurzelformationen und dem lieblichen Plätschern des Bachs eine ideale Bühne zur Projektion romantischer Motive.

arrowPraktische Hinweise

Einen Einblick in die Sagenwelt der Nibelungen und der Drachenmythen gibt die Nibelungenhalle auf dem Drachenfels.
> Website

Geschichte der Landschaft, Rheinreisen und Rheinromantik gehören zu den Kernthemen im Siebengebirgsmuseum Königswinter, Kellerstraße 16
> Website

Standort auf Karte anzeigen