Vater Rhein

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Beschreibung

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Bild: Lord Byron, porträtiert von Richard Westall, National Portrait Gallery, London

R(h)eingehört! Tauchen Sie mit diesem hörbaren Ausschnitt aus Lord Byrons Versepos ein in sein romantisches Landschaftserleben voller Weltschmerz und Liebeskummer, das damals für unglaubliches Aufsehen sorgte.

Bild: Umschlag (Ausschnitt) Childe Harold‘s Pilgrimage 1825/1826

Die ersten Teile von „Ritter Harolds Pilgerfahrt“ (Englisch: „Childe Harold’s Pilgrimage“) aus der Feder von Lord Byron wurden als Gesang I und II 1812 erstmals veröffentlicht und machten den 24-Jährigen über Nacht berühmt. Die umfangreiche Verserzählung hat stark autobiografische Züge und beruht auf Byrons Reisen durch Europa. Abseits der literarischen Anerkennung war sein Ruf jedoch zweifelhaft: Dafür sorgten wechselnde Beziehungen zu Frauen – darunter auch zu seiner Halbschwester Augusta Leigh – ein verschwenderischer Lebensstil und unkonventionelle politische Ansichten. Kein Wunder, dass das Leben des illustren Schöngeists vielfach literarisch bearbeitet wurde und auch Stoff für Verfilmungen lieferte.

Bild: Anne Isabella, Lady Byron 1815, unbekannter Künstler

Selbst die Heirat mit Lady Annabella Milbanke hielt Lord Byron nicht von weiteren Affären ab, so dass sich seine Frau 1816 von ihm trennte. Um Abstand zu gewinnen und seinen trotz literarischer Erfolge lädierten Ruf zu retten, verließ Byron 1816 England für immer. Auf dem Weg zum Genfer See kam er durch das Rheintal. Schroffe Felsen, pittoreske Ruinen und das Farbenspiel des breit dahinfließenden Stroms wurden dem Dichter zur Projektionsfläche für seine innere Zerrissenheit und emotionalisierte Gedankenwelt.

Bild: Titelillustration Childe Harold‘s Pilgrimage 1816, Conto III

Am Rhein entsteht der nächste Teil von „Childe Harold’s Pilgrimage“ und wird als Gesang III Ende 1816 veröffentlicht. Im Gegensatz zu den ersten Teilen des Versepos‘ tritt jetzt der Autor selbst auf den Plan, so dass „Childe Harold“ zum Sprachrohr für Byrons eigene Überzeugungen wird. Wie sehr ihn die Landschaft beeindruckt hat, wie enttäuscht er von der nachrevolutionären politischen Lage war, wie aufgewühlt durch weitere Affären und die Erinnerung an seine geliebte Halbschwester – all das lässt sich unschwer daraus lesen.

Bild: James Holmes, Augusta Byron, Gemälde aus dem 19. Jahrhundert

Zentraler Bestandteil des dritten Gesangs sind die mit „The castled Crag of Drachenfels“ überschriebenen Zeilen. Nach einem wortreichen Loblied auf Berg, Landschaft und Rhein wendet sich Lord Byron sehnsuchtsvoll an eine schmerzlich vermisste Geliebte. Nach eigenem Bekenntnis galten seine Gedanken und sein Sehnen dabei der Halbschwester Augusta, mit der er zeitweise eine inzestuöse Beziehung unterhielt.

Bild: Engländer in der Campagna, Carl Spitzweg ca. 1845

Auch wenn Byrons Reise auf den Kontinent sicherlich persönlich motiviert war, so befand er sich damals damit doch in allerbester Gesellschaft: Die „Grand Tour“ genannte klassische Bildungsreise durch Europa – und dabei auch an den Rhein – war für Söhne des Adels und später auch des gehobenen Bürgertums eine Tradition und galt als Abschluss einer gelungenen Erziehung.

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Mehr über Lord Byron, andere Dichter der Romantik sowie die Geschichte der Reisen an den Rhein bietet das Siebengebirgsmuseum Siebengebirgsmuseum Königswinter, Kellerstraße 16
Di–Fr 14–17 Uhr, Sa 14–18 Uhr, Son 11-18 Uhr, montags geschlossen
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